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Wann endlich,
werden wir von Spielfiguren wieder zu Menschen?


Voll maskiert, in einer Maskerade – wann endlich hören wir auf damit? Ganz ehrlich? Ich weiß einfach nicht mehr, wie es gehen kann. Überall Baustelle. Und egal wo ich gehe, egal wie sehr ich mich bemühe, es wird nicht besser. Gehe ich in die falsche Richtung? Kann ich da gar nicht ankommen, wo ich meine hinzuwollen? 
Da gibt es diese Momente, in denen ich so sicher fühle, es einfach weiß: 
DAS ist genau das, was ich machen mag, 
DAS ist genau das, warum ich da bin, 
DAS und nichts anderes und auch genauso, und keiner kann mir diese Überzeugung nehmen. 
Und einen Tag später, ich bin brav in genau diese Richtung gegangen, ist da das Gefühl, ich stehe noch immer an derselben Stelle. Immer wieder ist da das Gefühl, die Luft geht mir aus. Der Sinn geht verloren. Die Kontrolle, – was für ein Scheiß – Kontrolle? 

Kontrolle ist die größte Illusion. 

Was soll ich also noch wissen müssen? 
Was soll ich wollen sollen? 
Was sollen wollen? 
Geht so oder so nicht. 
„Reiß dich zusammen!“, funktioniert nicht mehr. 

So tun, als ob, geht gar nicht. 
Das Einzige, was hilft ist absolute Wahrhaftigkeit. 

Und wenn da dann eben der Moment ist, in dem ich gar nicht mehr weiß, wie es gehen kann, dann ist das der Moment, in dem ich nicht mehr weiß, wie es gehen kann. Und, wenn dann da kein Gefühl mehr in mir ist, das mich auf die andere Seite lupfen kann, dann ist da kein Gefühl mehr da, dass das kann. Und wenn mein Kopf mir dann sagt, dass ich mich doch zusammenreißen könnte, im Tun würde es besser, dann geht auch das nicht, denn dann würde ich dem, was sich mir genau da gerade zeigen mag, den Raum verbauen. Dann würde ich die Wahrhaftigkeit verlassen, dann würde ich

 SO TUN ALS OB, GENAU DAS GEHT GAR NICHT MEHR. 

Also liege ich da und bin da, wo die totale Überforderung sich erlebbar macht. Hier ist ein Sterben. Hier ist ein Erkennen, wie sinnlos es ist, die Kontrolle behalten zu wollen. Der größte kosmische Witz. 

In mir ist da etwas, was den einzigen Wunsch hat, ehrlich zu bleiben. Wahr ist, ich habe keine Vorstellung mehr davon, warum es gut sein sollte, aufzustehen. Warum soll ich in dieses Hamsterrad steigen, was sich ganz offensichtlich einfach weiter und weiter dreht, ohne, dass einer den anderen wahrnimmt? 

Alle purzeln sie um und durcheinander, spielen brav ihre Rolle, wissen wie es geht, höflich zu sein, doch ist keiner in einer Verbindung zum andern, sind alle abgrundtief allein. Menschen, die keine Menschen mehr sind.

Menschen, die nichts mehr verstehen. Ich bin eine von Ihnen.
Ich kenne mich hier nicht mehr aus. 

Ich sehe mich mittendrin. Ich sehe mich auch, wie ich all das beobachte. Selten, so total selten bin ich in diesem so großen, sich erbarmungslos drehenden Hamsterrad drin. 

Ich bin ja fast nur noch zu Hause in meiner eigenen Welt. 
Ist diese denn real? Wo bin ich eigentlich?
Was gilt noch und was nicht?

Was kommt und was nicht? Wenn ich es mal wieder erlebe, dieses Hamsterrad, und sehe, dann bin ich regelrecht schockiert, wie leer und hoffnungslos, wie einsam und verzweifelt, wie abgeschaltet, die Menschen sich in diesem Hamsterrad begegnen, ohne sich wirklich wahrzunehmen. Sie bewegen sich im großen Spiel, tun so als ob, sie noch die Kontrolle hätten, tun so als ob es ihnen noch Spaß machte, und nicht einmal mehr das, tun so als ob es richtig wäre, so zu tun, als ob, und bewegen sich voll maskiert, in einer Maskerade, die karikiert, was keiner sieht, oder sehen mag, die auch kein Karikaturist, und sei er noch so gut, noch überbieten könnte. Wir Menschen bewegen uns in diesem Film, den wir unser Leben nennen.

Wann endlich?
Wann endlich hören wir auf damit, 
der Katastrophe zu erlauben, eine Katastrophe zu bleiben?

Tag aus Tag ein gehen wir in dieser Katastrophe im Hamsterrad spazieren, welches genau genommen ein Mühlrad ist, das es genießt, uns zu zermürben. 

Keiner weiß mehr, wie es weiter gehen kann, aber das, soll keiner sehen.

Wir sind ein Haufen angsterfüllter Figuren, die Angst haben, beim nächsten Wurf vom Spielbrett zu fallen. 
Ein Spielbrett, auf dem keine der Figuren sich noch wohl fühlt. 
Da gibt es auch Figuren, die hoffen, beim nächsten Wurf von diesem scheiß Spielbrett zu fallen. 
Da gibt es auch die, die den Wurf gar nicht mehr abwarten und einfach springen. 
Und da gibt es die, die daran glauben, dass das Spielbrett zusammenkrachen wird und der Tisch darunter, oder was auch immer darunter ist, sie dann auffangen wird. Da gibt es auch die, die meinen zu wissen, dass wir das Spielbrett verlassen können und es weder zerstören müssen noch uns rausschmeißen lassen, wir könnten dem Spielbrett den Rücken kehren. Ich gehöre zu jenen, doch dann bleibt es einfach dennoch dabei: Ich stehe auf diesem scheiß Brett. 

Ist es gut, all das zu schreiben? Hilft das jetzt irgendjemand? Es wird doch viel eher, das Gegenteil bewirken, wird in den Abgrund ziehen, in die Überforderung, in der ich mich eben befinde.
Was ist nun mit der Aufrichtigkeit?
Was ist mit dem Wunsch nicht allein zu sein. Ich möchte auch hier nicht allein sein. Ich möchte um Himmels Willen auch niemanden hier zu mir, gefühlt nach unten, ziehen, und da ist da die Ahnung, dass andere hier auch immer wieder sind. Könnte es für jene gut sein, das zu lesen? 

Könnte es gelingen, dass jene sich da dann nicht mehr so allein fühlen? Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Ich versuche einfach nur in diesem Chaos mich so zu zeigen, wie ich eben bin.
Ich merke gerade, ich glaube daran, dass genau das,

unsere einzige Chance ist, wenn wir von einer Spielfigur wieder zu Menschen werden.
Wenn wir aus dem Film, den wir Leben nennen,
wieder ein Leben machen, 
das es wert ist, gelebt zu werden. 

Ich muss mich zeigen, wie ich bin, wenn ich das Spielbrett verlassen möchte, wenn ich gesehen werden möchte, wie ich bin, dann muss ich aufhören so zu tun als ob, aufhören mich als Figur all den Regeln anzupassen. Dann muss und darf ich zugeben, dass es diese Momente gibt, wo ich absolut nicht mehr weiß, wie es gehen kann. 

Ich vermute gar, dass diese Momente dafür da sind, um mir die Türe zu zeigen, die ich einfach noch nicht sehe.

Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass ich von einer Spielfigur wieder zu einem Menschen werden mag. 

 JA, ich will aufhören damit, so zu tun also ob, denn ich will LEBEN! 

Ich will lachen, ich will weinen, ich will es um keinen Preis mehr irgendwem recht machen, und ich möchte um Himmels Willen auch auf keinen Wurf irgendwelcher lächerlichen Würfel mehr warten. Ich möchte all das teilen, möchte all das sein dürfen, was ich bin. Ich bin so hungrig danach, die sein zu dürfen, die ich bin. Drum bitte, nimm mich auch jetzt gerade, wo ich grad einfach nicht mehr weiß, wie es geht, dafür aber im Moment wieder fühle, dass ich genau das mit dir teilen mag, weil ich, als die, die ich bin da sein dürfen mag. Weil ich als die, die ich bin, leben mag.

Weil ich so ne verdammte Sehnsucht danach habe, dir zu begegnen, 
dir, die du es aushältst, mich so zu sehen, wie ich wirklich bin; 
dir, dem ich mich traue, mich zu zeigen, selbst jetzt gerade, wo ich mich nicht mehr richtig auskenne.

DANKE, dass es dich gibt, dich, dem ich mich traue, mich so zu zeigen, dich, bei der ich mich traue, die zu sein, die ich bin.

Hier in diesem Raum, der so verlassen ist, wie das Hamsterrad voll. Doch auch das wird seine Gründe haben, ist eine Karikatur all dessen, was gesehen sein mag, hat seine Gründe, die ich nicht verstehen muss, weil ich grad eh nichts mehr verstehe. Nein, vielleicht verstehe ich sie ja, weil es mir ja selbst so geht.

Nur, wie kann ich es sagen? Ich vermisse dich.

Ja dich.

Oder auch dich.

Dich auch.

Nur, lest ihr es überhaupt? Genau darum geht es vielleicht gerade, dass es darauf gar nicht ankommt. Wichtig ist, dass ich mich gezeigt habe.Vielleicht ist das nun die Antwort, die Türe, die ich nicht gesehen habe?
Es ist nicht so, dass ich gesehen werden muss. Viel wichtiger ist, dass ich mich zeige. Im Moment laufen mir die Tränen.

Ja, Worte haben die Gabe, Türen zu öffnen, und mein innigster Wunsch ist es, mit Worten Türen zu öffnen. 

Und auch wenn ich manchmal gar nicht mehr weiß, wie das geht und ob ich es kann, es überhaupt noch Sinn macht, ob es nicht eh schon viel zu spät sein wird, bis ich so weit bin, … und, und, und, … die schlichte Wahrheit bleibt:

Es wird sich zeigen. Wenn ich den Mut habe, mich zu zeigen.

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